Donnerstag, 5. Januar 2012

Verrückter Job

Ich hätte gedacht, das ich erst nach dem Urlaub wieder etwas erlebe, was man hier reinstellen kann. Normalerweise ist der Januar immer schlecht, deshalb fliege ich dann auch seit Jahren immer in den Urlaub. Der Januar ist auch eigendlich schlecht, was der heutige Tag zuerst gezeigt hat.Wie sagte mal meine Chefin, wenn die Schicht schwach anfängt, dann kommen die guten Touren zuletzt und umgekehrt. Komischerweise stimmt das oft.
Ich war früh wach und bin schon um ca. 15 Uhr losgefahren, anstatt um 18 Uhr. Das war ein Fehler, oder auch nicht. Alle Funkbereiche waren extrem voll und ich fuhr zum Flughafen. 3 Stunden und 10 Minuten Wartezeit. Man kommt ja auch nicht raus aus der Schlange. X mal wurde Langenhorn und Kleekamp gerufen, aber ich war gefangen. Sind die Flieger alle leer ? Ein älteres Paar wollte zur Inselstrasse, was eine mörderische 10,50 Euro Tour ist. Ich habe innerlich ins Lenkrad gebissen. Kurz vor der Alsterkrugchaussee schreit der Mann: Hier rechts ! Das war nicht möglich, da ich auf der linken Fahrspur war. Desweiteren war es völlig falsch in den Weg beim Jäger abzubiegen. Ich habe gesagt rechts, schrie er weiter. Seine Frau bemerkte, nein er fährt richtig. Ach so ja stimmt, aber hier bin ich mal falsch abgebogen, sagte er dann. Ohne Worte. Vor einem Luxushaus in der Inselstrasse war dann das Ziel. In der Inselstrasse stehen nur Luxushäuser. Es gab 50 Cent Trinkgeld und auch bringen sie die Koffer bitte noch zur Tür. Klar für 1/3 Kaffee mache ich doch alles, der kostet ja nur 1,50 Euro bei Bubu ( unser Taxicontainer am Taxistand Flughafen ). Was denken sich solche Leute eigendlich ? Ich glaube die denken nicht so viel und sind mit Sparsamkeit reich geworden. Schön die Unterschicht ausnutzen. Funkbereiche weiter voll, also wieder zum Flieger. 2 Stunden und 30 Minuten später eine Dame nach Epperdorf... Zurück zum Flieger und nach erstaunlichen 40 Minuten war ich das 5te Taxi. Der Fahrer vor mir diskutierte mit einer Dame. Sie kam plötzlich zu mir und klopfte ans Seitenfenster. Sie fragte, ob ich englisch spreche ( was der südländische Fahrer vor mir offensichtlich nicht konnte ) und zeigte mir eine Adresse auf ihrem Handy. Das dort Rostock steht, hat der Kollege vor mir begriffen, mehr aber auch nicht. Er gesellte sich dazu, um ja auch die Tour zu bekommen, ohne etwas zu begreifen. Ich bin immer gut vorbereitet, denn ich habe mein Navi und eine 2 Seitige Liste für Fernziele. Ich zeigte ihr 185 Km und 263 Euro und mein Navi zeigte zur Zielanschrift 179 Km an. Da schaute der Kollege doof. Ich war mit der Liste ums Taxi herumgegangen und sie kramte in Ihrer Geldbörse. 240 Euro war alles, was sie hatte. Ich sagte ok und nahm ihren Koffer. Der Kollege schaute uns beim wegfahren weiterhin blöd hinterher. Tja, da macht sich eine Realschule 4 in Englisch und eine gute Vorbereitung mal wieder bezahlt. Nun muß man dazu sagen, das die Dame aus Malaga kommt und auch nicht wirklich gut englisch spricht. Wir konnten uns aber gut verständigen und haben viel gesprochen. Es war schon fast zu viel, denn es ist anstrengend englisch zu sprechen und dann bei dem Sauwetter zu fahren. Wir machten auch eine Rast, da sie mal musste. Ich habe eine geraucht und sie verlangte auch eine Zigarette, obwohl sie Nichtraucherin sei. Sie war sehr nett und teilweise zu nett, denn sie berührte mich ständig. Sie zeigte mir, das sie kalte Hände hat und streichelte mich ein paar mal. Ihr Gesicht war mit hunderten von Pickeln voll. Ohne diese würde sie wohl ganz nett ausschauen. Sie fragte mich nach meinem Alter und konnte es nicht fassen, das ich 45 Jahre alt bin. Sie hat mich auf 23 geschätzt. Das ich jünger ausschaue weiß ich aber das ist übertrieben. Sie wollte alles von mir wissen inkl. ob ich verheiratet bin, eine Freundin habe usw.. Ich habe sie nach nichts gefragt. Ab Lübeck kam extremer Sturm zum Regen dazu. Mehr als 120 Km/h habe ich mich nicht getraut zu fahren. Auf einigen Brücken wurde man auf die linke Fahrbahn gedrückt. Es war allerdings absolut kein Verkehr. Sie versuchte x mal zu telefonieren und erklärte mir, das der Mann zu dem sie will nicht ans Telefon geht. Wir waren da und standen vor einem Hochhaus. Die ganze Gegend war mit Mümmelmannsberg zu vergleichen. Sie ging zum Eingang und ich versuchte eine zu rauchen. Das war nicht einfach, da extremer Regen und Sturm. Sie kam zurück und bat mich mitzukommen zur Haustür. Sie fand wohl den Namen nicht und ich kam mit Taschenlampe hinterher. Sie zeigte mir die email auf Ihrem Telefon. Dort stand Rostock, die Adresse und Albert. Ich erklärte Ihr, das dies dann doch eher ein first name...jetzt schreibe ich hier schon englisch, also ein Vorname und kein Nachname ist. Was macht die Frau um 23.30 Uhr ? Sie klingelt überall ( ca. 50 Klingeln ). Ich mußte mich dann bei den armen Leuten entschuldigen und erklären, das ich Taxifaher aus Hamburg sei und hier eine Dame einen Albert im Haus sucht. Nachdem eine ältere Dame sagte, ich wohne seit 31 Jahren hier und kenne keinen Albert hier, hatte ich die Nase voll und ging. Das war mir zu peinlich und sie klingelte weiter, obwohl mal gerade 2 Fenster beleuchtet waren. Die Leute taten mir leid. Ich schlafe am Tage und wenn die Werbezettelverteiler hier klingeln bin ich auch nicht wirklich fröhlich. Sie kam zurück und ich sollte die Nummer anrufen von meinem Handy. Es war klar, das Handy war ausgeschaltet und keine Mailbox aktiviert. Ich erklärte ihr, das dort vorn ( ca. 200 Meter ) ein Taxistand sei, oder sie dann doch bitte vor der Tür warten soll. Ich wollte halt mal los. Die junge Frau regte sich langsam richtig auf und war den Tränen nahe. Kein Wunder, denn sie war pleite und in Rostock, sprich etwas weiter weg von Malaga. Sie fragte mich, ob ich mit Ihr ein Hotel nehmen möchte. Ich mußte 2 mal nachfragen, da ich dachte ich höre nicht richtig. Dann der Hammer, sie wollte mit zu mir nach Hause. Dazu muß ich sagen, das ich sie gefragt habe, ob sie mit Kreditkarte zahlt. Sie sagte, sie hätte keine Kreditkarten. Das habe ich getan um mein Funkgerät auszuschalten, da das Licht mich gestört hat beim fahren. Das hätte ich ja gebraucht, wenn sie dann doch mit Karte gezahlt hätte. Sollte ich dann das Hotel zahlen ? Ich verlangte die 240 Euro, die sie mir dann wiederwillig gab. Da war klar, das es wirklich ihr letztes Geld war. Danach war sie richtig verzweifelt. Da wir mitlerweile seit 30 Minuten vor diesem Wohnsilo standen, wurde ich langsam unruhig und wollte mal langsam los. Sie telefonierte ständig und reichte mir plötzlich das Handy. Eine deutschsprachige Stimme war zu hören, vorher hat sie nur spanisch telefoniert. Ein Mann sagte, ich solle die Frau nach Bergedorf zu ihm fahren. Ich fragte und wer zahlt die Fahrt ? Nach langem hin und her habe ich es getan. Ich mußte ja eh zurück, wenn auch nicht nach Bergedorf ( Stadtteil von Hamburg ). Was wäre gewesen, wenn ich Sitzkontakte gehabt hätte, wo das Taxameter von alleine angeht, wenn ein Fahrgast im Taxi sitzt ? Normal hätte ich sie einfach raussetzen können, denn ich hatte meinen Job erledigt. Natürlich tat mir die Frau leid, aber die Hintergründe habe ich nicht begriffen. In Bergedorf angekommen übernahm dann der Mann die Frau. Vorher hat sie noch ihren ganzen Koffer ausgeschüttet. In Rostock hatte sie darin gewühlt und wohl etwas gesucht und dann ich Bergedorf vergessen, das dieser noch offen ist. Schön in eine Pfütze bei starkem Regen. Klamotten und ein Laptop naß. Der Mann begrüßte mich mit Handschlag, was ich ja soooo liebe und ich bemerkte: Verstehen muß ich das Ganze nicht, oder ? Er sagte, wenn ich den zufassen bekomme, dann haue ich ihm eine rein ( der Mann war ca. 170 cm klein wohl auch aus Spanien ). Der hat sie völlig verarscht und das sollte wohl eine Rache sein sagte er. Verstehen tue ich es trotzdem nicht. War es eine Internetliebe, oder haben die sich im Urlaub kennengelernt ? Der Name Albert gehört doch eher zu älteren Männern. Ich kenne sogar einen und der ist an die 60 Jahre alt. Ich habe keine Ahnung wie alt die junge Frau ist, aber wenn hochgeschätzt, dann höchstens 25 Jahre alt. Eine Fahrt, die mir noch lange in Erinnerung bleiben wird. Die Tour war so anstrengend, das ich die Nachtschicht abgebrochen habe.

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