Samstag, 18. Februar 2012

Acht - Zehn

Ich benötige mal wieder eine Ferntour, damit meine Laune steigt. Ich fahre derzeit nur Kurztouren, warum auch immer. Wenn wenigstens der Umsatz durch viele kleine Touren stimmen würde, aber dem ist bei mir derzeit nicht so. Ich habe Urlaub für Mai gebucht und den möchte ich nächste Woche komplett bezahlen.
Ich habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht, wie ich auf die Nachfrage des Fahrpreises antworte. Das war nun heute Nacht zum ersten mal der Fall. Ein Fahrgast steigt ein und sagt es kommen noch 3 Personen. Er erzählte, das er jetzt in den USA ( nein, nicht der Untere Süddeutsche Abschnitt ;-) ) lebt und das sei jetzt ein Freundschaftstreffen. Es dauerte etwas und ich schaltete das Taxameter an. Nach ca. 5 Minuten ging es dann los und das Ziel war gleich um die Ecke. Das Taxameter zeigte 8,10 Euro an und der US Fahrgast fragte mich nach dem Fahrpreis. Ich antwortete: Acht - Zehn. Von Hinten kam 3 mal ein tschüß und schönen Abend. Das lenkte mich etwas ab und ich habe nicht wirklich auf den Geldschein geachtet, der mir vorne übergeben wurde. Stimmt so habe ich vernommen und die typischen Verabschiedungssprüche kamen natürlich beiderseits. Ich blickte auf einen 20 Euro Schein ... der Fahrgast hat tatsächlich 18 Euro verstanden. Ich stieg aus und da standen ca. 50 Leute auf der Strasse am Schulterblatt. Na toll, wer war jetzt mein Fahrgast ? Ich hatte ihn mir nicht wirklich angesehen, auch wenn wir uns unterhalten haben. Mal schaue ich genauer hin und mal nicht. In die Menschenmenge zu rufen ist mir zu peinlich gewesen. Ich fuhr davon und machte mir Vorwürfe. Was ist, wenn der Fahrgast auf dem Rückweg auch zahlt ? Ohne die Wartezeit sind das ca. 5 Euro. Der könnte sich beschweren bei Taxi Hamburg über mich. Der Mann zahlt normal in Dollar und ist deshalb wohl nicht darüber gestolpert. Trinkgeld ist wirklich etwas schönes, auch wenn es mit den Jahren weniger wird. Diese 11,90 Euro " Trinkgeld " erfreuen mich nicht wirklich. Ich muß meine Aussprache ändern in dem Punkt. Hätte ich gesagt: " Acht Euro und Zehn Cent " bitte, dann könnte ich jetzt beruhigter schlafen gehen. Das wurmt mich wirklich.


Das nervigste Thema der Fahrgäste heute Nacht: Was sagen sie zum Wulff Rücktritt und wer wird wohl der Nachfolger werden ?
Ein Thema, mit dem ich mich nur oberflächlich befasst habe. Ein Thema, was die Axel Springer Presse ständig angeheizt hat, da sie sonst eh nichts sinniges verfassen ( meine Meinung ). Ob er nun durch Freunde sein Haus finanziert hat, oder nicht ist mir fürchterlich egal. Der Rest bezüglich Flugmeilen usw. ebenfalls. Was die Griechen für einen Mist bauen und trotz unserer Milliarden über uns herziehen finde ich viel schlimmer.
Ich konnte einfach dazu nichts sagen, meine Fahrgäste um so mehr. Da frage ich mich, ob die keine anderen Probleme haben ? Dann doch lieber Thema Nr. 1: Wetter, oder Thema Nr. 2: Fußball. Dazu muß ich sagen, das mich Fußball noch nie interessiert hat, aber als Kutscher muß man die Ergebnisse kennen und so tun, als ob es einem interessiert. 1 zu 0 hat St. Pauli gewonnen und hat vorrübergehend Tabellenplatz eins. Das habe ich mir gemerkt und konnte es einem Fahrgast berichten auf Nachfrage. Hätte er gefragt, wer der Gegner war hätte ich alt ausgesehen. So aber, gab es ein gutes Trinkgeld.


Ein Fahrgast in einem rötlichen Jogginganzug bestieg mein Taxi. Er roch etwas streng nach Alkohol und nannte die Wunderbar als Fahrziel. Er bemerkte das diese auf der Reeperbahn sei und ich sagte naja fast. Wieso fast fragte er und ich sagte, das diese Bar in der Talstrasse ist. Sie kennen die Bar fragte er weiter und ich antwortete mit ja. Was denken sie von mir, wenn ich dahin will ? Ich strengte meine grauen Zellen an, denn ich wußte der hört nicht auf zu sabbeln und zu fragen. Eine Gegenfrage ist in solchen Situationen oft hilfreich, damit man nicht das Falsche von sich gibt. Ich fragte: Was soll ich denn von Ihnen denken ? Dann kam natürlich die Frage, auf die ich nur gewartet habe: Sind sie auch schwul ? Was ich dann deutlich, aber nett verneint habe. Er wollte alles von mir wissen und ich erzählte ihm ein Märchen. Das mache ich in solchen Situationen und bei angetrunkenden Fahrgästen oft. Mein Privatleben geht ihm schließlich nichts an, nur das zu sagen versaut das Trinkgeld. Ich bin verheiratet und habe 4 Kinder. Wir kommen gerade so zurecht und ich muß viel arbeiten usw.. Das stimmt zwar nicht, aber es kommt gut an. Einige Fahrgäste ( auch dieser ) steigern sich dann richtig rein und wollen alles über die Kinder wissen usw.. Ich erfinde dann Märchen, die mich teilweise selbst überraschen. Das Alter der Kinder und die Vornamen werden erfragt. Da muß ich dann bei Nachfragen aufpassen, das ich nicht durcheinander komme. Original: Jaja, 16 ist ein kompliziertes Alter bei Söhnen. Dann kommen die Ansprüche und die wollen einen Motorroller, wie bei Ihrem Sohn Danny. Dann muß ich schnell schalten und sagen, ja nur habe ich leider das Geld nicht.
Vielleicht sollte ich mal Märchen schreiben, nur bin ich normal ein Mensch der nicht lügt.
Ich würde nie auf die Idee kommen einen Taxifahrer bezüglich seines Privatlebens auszufragen. Unter Kollegen reden wir natürlich darüber, aber das ist Erzählen und kein Ausfragen.
Ich glaube, das diese Fahrgäste mit ihrem Leben unzufrieden sind und es deshalb wissen wollen.
Genauso gibt es natürlich Fahrgäste, die nur von sich erzählen. Mir gefällt das sehr, denn dann sind diese beschäftigt. Wenn man dann ab und an etwas sagt, bzw. genauer nachfragt, dann ist man ein sehr netter Taxifahrer. Lob und Trinkgeld ist etwas schönes und alle sind zufrieden.
Die Tastatur hier vom neuen PC ist fürchterlich laut. Optisch schön, aber klappert und hier schlafen Mitbewohner. Ab zum Media Markt zum " Klappertest ".

2 Kommentare:

  1. Schöner hättest Du Dich nicht ausdrücken können. Deine Zeilen habe ich mit sehr viel Freude gelesen. Schatz, Ich Liebe Dich.

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  2. Was mich immer wundert, ist nicht die Frage nach MEINEM Privatleben, sondern was die Fahrgäste - ungefragt - über ihr EIGENES Leben erzählen. Und was deine Kurztouren angeht, so hatte ich das in letzter Zeit auch oft. Vergeht auch wieder..--))

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